Epilepsie beim Hund

Der Begriff "Epilepsie" kommt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet Fallsucht. Mit diesem Begriff wird in der Medizin ein Krampfanfall definiert, der aus einer exzessiven, unkontrollierten Aktivität des Gehirns bzw. bestimmter Gehirnareale resultiert (tonisch-klonischer Krampf)

Typisch:
Seitenlage, unkontrolliertes Zappeln, Krämpfe, verstärkter Speichelfluß, Harn- und Kotabsatz.
Während des Krampfanfalls ist der Hund für wenige Sekunden bis einige Minuten weder bei Bewusstsein noch ansprechbar. Die Ursachen können vielfältig sein.

Primäre Epilepsie:
Der Hund ist in der anfallsfreien Phase vollkommen gesund und es kann keine zugrundeliegende Ursache für die Krampfsymptomatik gefunden werden.
Die primäre Epilepsie ist die häufigste Ursache für Krampfanfälle beim Hund. Die Diagnose gleicht einem Puzzlespiel. Ein wichtiger Punkt bei der Diagnose ist das Alter des Hundes: Der erste Anfall findet etwa zwischen dem 1. und dem 5. Lebensjahr statt.

Sekundäre Epilepsie:
Die sekundäre Epilepsie hat verschiedenste Ursachen - je nach Lokalisation intrakraniale oder extrakraniale Epilepsie.

Intrakraniale Epilepsie:
Bei einem Hund, der seinen ersten Anfall vor dem ersten Lebensjahr zeigt, sollte an angeborene oder vererbte Erkrankungen gedacht werden. Mögliche Ursachen:
- Missbildungen des Abflusssystems für Gehirnwasser und der dadurch erhöhte Gehirndruck können verändertes Verhalten und Krämpfe auslösen.
- Schädel-Hirn-Trauma (Unfall). Krämpfe treten typischerweise mehrere Monate nach dem eigentlichen Trauma auf, da als Ursache eine Vernarbung der Großhirnrinde vermutet wird.
- Gehirntumoren

Extrakraniale Epilepsie:
Eine häufige Ursache für einen Krampfanfall bei Welpen ist eine Unterzuckerung (Hypoglykämie). Da Welpen aufgrund ihres Stoffwechsels mehrmals täglich Futter benötigen, um ihren Zuckerspiegel im Blut aufrechtzuerhalten, können Erkrankungen, die zu einer Appetitlosigkeit des Welpen führen, rasch zu einer Unterzuckerung und dadurch zu Krämpfen führen.
Weitere Ursachen:
Missbildung des Gefäßsystems der Leber (Portosystemischer Shunt). Hierbei kommt es aufgrund des fehlgeleiteten Blutflusses und der damit verbundenen Leberfunktionsstörung zu einer Anreicherung ausscheidungspflichtiger Substanzen im Blut. Diese Substanzen sammeln sich im Zentralnervensystem an und führen zu einem veränderten Verhalten und in einigen Fällen zu Krämpfen.

Ein Merkmal, dass es sich bei einem Hund um einen Krampfanfall handelt, ist das Verhalten des Hundes vor und nach dem Anfall. Ein "klassischer" Krampfanfall läuft in Phasen ab, die sich in typischen Verhaltensänderungen zeigen.

Checkliste:
1. War der Hund in Seitenlage?
2. War der Hund bewusstlos, nicht ansprechbar?
3. Hat der Hund Ruderbewegungen oder Zuckungen gezeigt?
4. Hat der Hund Kot und/oder Urin abgesetzt?
5. Hat sich der Hund vor und nach dem Anfall eigenartig verhalten?
6. Ist der Krampf aus der Ruhe oder nach Belastung aufgetreten?

Bei Vorliegen eines epileptischen Anfalls sollte der Besitzer die meisten Fragen 1-5 mit "JA" beantworten.
Krampfanfälle nach Belastung können auf eine zugrundeliegende Herz- oder Stoffwechselerkrankung hindeuten.




Phasen eines Krampfanfalls bei primärer Epilepsie

Phase Typisches Verhalten des Hundes
Prodromalphase Wesensänderung, Angst, Hund sucht Nähe des Besitzers
Aura Zunehmende Unruhe, Bellen, Jaulen, verstärktes Lecken, Erbrechen, vermehrter Harn- und Kotabsatz
Iktus Eigentlicher Anfall, tonisch-klonischer Krampf
Postiktale Phase Orientierungslosigkeit, ev. Blindheit und andere neurologische Ausfälle, vermehrtes Trink- und Fressverhalten